Willkommen bei Theo Lingen!
Steckbrief:
Bürgerlicher Name: Franz Theodor Schmitz
Geboren: 10. Juni 1903 in Hannover
Verheiratet mit Marianne Zoff
1 Tochter Ursula Lingen
1 Tochter Hanne Brecht bzw. Hiob, die die Ehefrau
aus der 1. Ehe mit Berthold Brecht in die Ehe
gebracht hatte
Gestorben: 10. November 1978 in Wien
Theo Lingen, eigentlich Theodor Franz Schmitz, stand in seiner Heimatstadt Hannover als 18jähriger zum ersten Mal auf der Bühne. Doch die Helden, die er verkörpern wollte, gerieten ihm allzu komisch. Das Publikum lachte häufiger, als es zum Applaudieren kam. Theo Lingen war konsequent: Er wechselte den Namen und das Metier. 1930 wird er von Anatol Litvak für die Rolle des Schlagerkomponisten Conny Coon in DOLLY MACHT KARRIERE entdeckt und steht von nun an häufig vor der Kamera.Der Film machte ihn zum Volkskomiker. Scharf gezogener Mittelscheitel und näselnde Stimme wurden zu seinen Markenzeichen. Zu Hochform lief Lingen im Gespann mit Hans Moser und Heinz Rühmann auf.

Über 48 Jahre hinweg stand er für mehr als 200 Filme vor der Kamera - bei einigen Stücken führte er selbst Regie. Meist wurden ihm die Rollen auf den Komikerleib geschrieben. Sein Name war für Regisseure und Produzenten eine "sichere Bank". Nach dem Zweiten Weltkrieg zog Theo Lingen nach Wien und nahm die österreichische Staatsbürgerschaft an. Zwanzig Jahre lang, bis kurz vor seinem Tod 1978, gehörte er dem Ensemble des Wiener Burgtheaters an. Vom Film konnte er auch in dieser Zeit nicht lassen. Immer wieder spielte der jetzt ernste Burgschauspieler in deutschen Komödien kautzige Pauker oder devote Kammerdiener.


Theo Lingen war ein Frühaufsteher und Liebhaber druckfrischer Zeitungen. Wenn in der Hotelhalle des Hamburger Vier Jahreszeiten gegen sieben Uhr die Morgenblätter angeliefert wurden, wartete er schon perfekt angezogen im grauen Anzug, weißen Hemd und Krawatte. Er ging hinter den gläsernen Zeitungsstand, nahm mit weißen Handschuhen "Die Welt" und las. Als sparsamer Mensch faltete er sie anschließend korrekt wieder zusammen und steckte sie zurück. Bei diesem liebenswerten Dauergast wurde so eine Marotte gern übersehen.

Eines Morgens, Lingen hatte sich wie üblich in sein Lieblingsblatt vertieft, erschien ein anderer Gast und verlangte ein Exemplar der "Welt". Lingen reichte dem Mann eine Zeitung, der sah ihn verblüfft an, Lingen kassierte das Geld, und der Gast ging kopfschüttelnd zum Frühstücken ins Restaurant Haerlin. Während Oberkellner Rudolf Botor ihm den Kaffee eingoss, sagte er: "Sagen Sie mal, Ihr Zeitungsverkäufer da draussen sieht aber verdammt nach Theo Lingen aus!" Botor antwortete: "Das ist Theo Lingen." Der frühe Gast blickte mißbilligend auf Botor und sagte kein Wort mehr. Er fühlte sich augenscheinlich auf den Arm genommen. Dabei hätte dem Mann klar sein müssen, daß ein Hotel Lingens liebste Bühne war. Unzählige Male hat er im Theater und in Filmen Kellner und Diener gespielt. Dem Vier Jahreszeiten blieb er mehr als zwanzig Jahre treu, wenn er zum Filmen nach Hamburg kam. Er spielte häufig Theater in Hamburg, er führte Regie, meist im Thalia Theater.

Quelle: Michael Seufert und Sepp Ebelseder: Vier Jahreszeiten, Wunderlich /Rowohlt Verlag Reinbek bei Hamburg, 1999

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